Anfang Februar nahmen die Schüler der Klassen 9b und 10 der Realschule Plus Treis Karden an einem einzigartigen Projekt teil: „Meet a Jew“. Das Projekt ist ein Programm, das Menschen zusammenbringt, damit sie mehr über die jüdische Kultur und Geschichte erfahren können. Dabei können die Teilnehmer jüdische Menschen treffen, um ihnen Fragen zu stellen und mehr über ihr Leben und ihre Erfahrungen im Alltag herauszufinden. „Meet a Jew“ steht unter der Schirmherrschaft von Frank-Walter Steinmeier und ist 2020 aus erfolgreichen weiteren jüdischen Projekten hervorgegangen, um in unserer Gesellschaft und auch weltweit ein abstraktes Bild von „den Juden“ aufzubrechen.
Der Projekttag wurde von der Kreisjugendpflege, Frau Martina Christmann, organisiert und sollte den Schülern eine einmalige Gelegenheit bieten, mehr über das jüdische Leben an der Mosel zu erfahren.
Nachdem die Schüler am Morgen mit dem Bus nach Bruttig abgefahren waren, besuchte die Kl. 9b dort die Synagoge, in der umfangreich über das jüdische Leben berichtet und durch Exponate veranschaulicht wurde. Anschließend bot sich die Gelegenheit, mit zwei jüdischen Jugendlichen aus Trier ins Gespräch zu kommen und Fragen zu ihrer Glaubensrichtung zu stellen. Die Kl. 10 besuchte parallel in Beilstein den jüdischen Friedhof und bekam dort von dem Historiker Rainer Vitz aus Beilstein eine Führung durch den Ort und zu Häusern, in denen einst Juden lebten.
Rainer Vitz begleitete die Schüler durch Beilstein und referierte über das jüdische Leben im Ort, das seit 1310 nachgewiesen ist. Die Zehntklässler hörten auch gebannt der Geschichte von dem jüdischen Bewohner Karl Koppel zu, der in Beilstein einen Kolonialwarenladen betrieb und 1942 von seinem neuen Wohnort Köln nach Teresienstadt und dann nach Treblinka deportiert wurde. Die extreme Betroffenheit war allen anzumerken, da die Geschichte dieses Mannes und seiner Familie allen sehr nahe ging, nicht zuletzt durch exemplarisches Betrachten, sondern mit Blick auf das Ganze.
In Bruttig-Frankel erlebte dann die 2. Gruppe die einzigartige (eine direkte) Begegnung mit den zwei jüdischen Jugendlichen aus Trier. Die Schüler unserer Schule stellten viele tiefgründige Fragen, wie z.Bsp.: „Was ist für euch Heimat?“ oder „Habt ihr in Deutschland als Mitbürger jüdischen Glaubens Anfeindungen erlebt?“ Faszinierend war ebenso ein Einblick in das moderne jüdische Leben in Israel, wie es die jüdischen Jugendlichen aus Trier erlebt haben. Sie berichteten eindrucksvoll über die offene und tolerante Stadt Tel Aviv, die als „most gay friendly city of the world“ bekannt ist.
Beide Klassen erkannten, wie wichtig es ist, die jüdische Kultur und Religion zu respektieren und zu schützen. Am Ende des Projekttages hatten die Schüler durch eine direkte Begegnung ein besseres Verständnis für das jüdische Leben an der Mosel und natürlich weltweit. Dank der Offenheit der jüdischen Jugendlichen aus Trier sowie dem Besuch der Synagoge in Bruttig-Fankel und des jüdischen Friedhofs in Beilstein konnte ein realistisches Bild vom jüdischem Leben vermittelt werden, das unsere Schüler nicht nur verstehen, sondern ohne jegliche Vorurteile respektieren und schätzen. Es gab keine Berührungsängste, vielmehr ein immenses Interesse an der Religion, den Traditionen, jüdischen Festen und wie sie in Deutschland einst und auch heute gelebt werden.
Unser Dank gilt allen, die das einzigartige Projekt ermöglicht und für beide Klassen umgesetzt haben!